Bildhauer - Lißberg

Lißberg / Hessen
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Bildhauer

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Johann Ernst Hoffmann
ein Bildhauer aus Lißberg

Die Entdeckung
Als man in der Pfarrkirche zu Hörstein / Unterfranken um 1954 den Hochaltar renovierte, entdeckte man einen handgeschriebenen Zettel mit folgendem Text: „Gegenwärtiger Hoe Altar hier zu Hörstein im Freygericht ist gemacht und aufgerichtet worden von Ernst Hoffmann, Bildhauer und Albertus Dörr, Schreinermeister, beide Bürger wohnhaft in Aschaffenburg“
Weiter ist vermerkt, das Hoffmann am 28. Dezember 1736 im hessisch-darmstädtischen Lißberg geboren ist.

Die Herkunft
Der Familienname Hoffmann war in Lißberg sehr präsent, sie gehörten zu den damals führenden Familien und stellten über mehrere Generationen die Förster. Nach Auswertung der Kirchenbücher kann aber keine direkte verwandtschaftliche Beziehung zu dem, in dem Zettel benannten Ernst Hoffmann, hergestellt werden. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass einige Generationen vorher solche Beziehungen bestanden; die Kirchenbücher beginnen erst 1615.

Johann Ernst Hoffmann   wurde als erstes von 3 Kindern am 26.12.1736 in Lißberg geboren. Er hatte noch 2 jüngere Schwestern, Maria Johanna und Philippina Maria. Es fällt auf, das auf dem Zettel seine Geburt auf den 28. 12. 1736 datiert ist. Seine Taufe ist am 30.12.1736 ev. Vermerkt.
Seine Eltern waren Johann Jacob Hoffmann -*06.10.1712  Ackermann und Bürger zu Lißberg. Er heiratete am 06.10.1735 in Lißberg die Catharina Felicitas - * 15.09.1702 - geb. Reich, aus Lißberg.

Über die Kindheit des Johann Ernst, über seine Lehr und Wanderjahre ist bis jetzt nichts bekannt. Vermutlich war er im Kurfürstentum Mainz tätig, hat dort seine Ausbildung erhalten und die in Mainz übliche verhaltene Art des Spätbarocks kennen gelernt.

Greifbar wird er erst wieder 1773 bei seiner Heirat in Aschaffenburg.
Er ehelichte am 19. Juli 1773 die Witwe des verstorbenen Bildhauers Johann Wirsching, Regina. Er war zu diesem Zeitpunkt 36 1/2 Jahre alt, seine Frau Regina 39Jahre. Kurz darauf, am 22. Juli 1773,
„nachdeme dessen Ehefrau Regina verwittibte Wirschingin, die gewöhnliche Bürger Caution ad 200 fl. für ihne gestellt, auf eingelangten kurfürstlichen hohen Regierungsbefehl und auf geleistete Bürgschaft Albert Dürrs und Stephan Jaconus als Bürger und Bildhauer angenommen wird.“
erhält er das Bürgerrecht. Das ist die Voraussetzung dafür, dass er die Werkstatt, in die er eingeheiratet hat, als Meister führen kann.
Hoffmann war mit seinem Bürgen, dem Schreinermeister Albert Dörr nicht nur über seine Stieftochter, die Ehefrau Dörrs, und verschiedene Patenschaften familiär verbunden. Auch als Unternehmer arbeiteten die beiden zusammen. Hoffmann war für die bildhauerische Gestaltung von Altar und Kanzel, Dörr für die Innenausstattung der Kirchen mit Bänken, Beichtstuhl und Zierschnitzereien zuständig.

Auch mit seinem Stiefsohn Josef Anton Baumgärtner, der im Alter von 22 Jahren eine eigene Familie gründete, arbeitete Hoffmann bald im Künstlerteam zusammen. Beide führten wohl gemeinsam die Bildhauerwerkstatt fort. Hoffmann kommt wohl mehr für die Entwürfe und plastischen Arbeiten in Frage, während Baumgärtner für die geschnitzten Verzierungen verantwortlich zu sein scheint.

Das Ringen um Aufträge und ums tägliche Brot dürfte nicht immer leicht gewesen sein. Schließlich war eine große Familie zu versorgen. Aus der Ehe gingen der Sohn Caspar Ignaz (geb. 1774) und die Tochter Maria Katharina (geb. 1777) hervor. Ihre Wohnung hatte die Familie in der Strickergasse 15 in Aschaffenburg.

Sein Kampf um angemessene Bezahlung kommt in verschiedenen Gesuchen und Beschwerden zum Ausdruck. Auch gegen „Billiganbieter“ versucht er sich zu wehren. 1784 beschwert er sich beim erzbischöflichen Kommisariat, der Pfarrer von Miltenberg lasse zwei Nebenaltäre „bei dem Pfuscher und ungelernten Bildhauer Klein in Wörth machen.“ Auch bei dem Auftrag in Sulzbach wird der Preis seiner Arbeiten gedrückt, was ihn wiederum zu Beschwerden veranlasst.
Ernst Hoffmann verstarb in seinem 54. Lebensjahr und wird am 22. April 1790 in Aschaffenburg beerdigt.
Regina Hoffmann, geb. Müller, war mit dem Tode ihres Mannes nun zum dritten Mal Witwe geworden.
Sie starb am 7. April 1800 im Alter von 66 Jahren und
6 Monaten. Sie wurde, wie ihr Mann, auf dem Friedhof bei St. Agatha beigesetzt. Sie scheint eine gebildete, kluge und geschäftstüchtige Frau gewesen zu sein, die Lesen und Schreiben konnte.
Ihren drei Ehen waren insgesamt 15 Kinder entsprossen, von denen allerdings nur wenige das Erwachsenenalter erreichten.

Seine Werke

Hörstein - Pfarrkirche Maria Himmelfahrt
Als Werkstattnachfolger übernahm Ernst Hoffmann zusammen mit Albert Dörr die Ausführung der noch von Wirsching abgeschlossenen Verträge für den Halbkreisciborienaltar der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt zu Hörstein. In der Kirchenrechnung von 1774 / 75 heißt es: „auf den mit dem Bildhauer Wirsching gemachten Accord des neuen zu stellenden hohne Altars dem Ernst Hoffmann 199 Gulden.“  Quittiert von Ernst Hoffmann und Albert Dörr.
Die Beiden errichteten auch die Kanzel und den Taufstein der Kirche.

Johannesberg  Kanzel der Kirche St. Johannes
1774  eine Rokokokanzel für 190 Gulden

Aschaffenburg  Muttergottespfarrkirche  Altäre und Kanzel
1770 / 75  Vollendung der noch von Wirsching (+ 1773) begonnenen Arbeiten. Baldachinaltar, Marienaltar, Josefsaltar

Stockstadt  Innenausstattung
1774 / 77  an Hoffmann und Dörr werden in diesem Zeitraum insgesamt 75 Gulden bezahlt. Es handelte sich wohl um Renovierungsarbeiten.

Pflaumheim  Kirche St. Lizia,
1774  2 Nebenaltäre und die Kanzel

Mömmlingen  Pfarrkirche St. Martin
1775 / 77  Hochaltar, 2 Nebenaltäre, Kanzel. 1.300 Gulden und 2 Dukaten.

Aschaffenburg  Park Schönbusch, Innenausstattung des Schlosses
17776 / 90  umfangreiche Bauarbeiten durch den Mainzer Kurfürsten, Statuen für die Parkanlage, am Schloss Löwenreliefs, Brüstungen usw.

Während diesen Arbeiten musste Hoffmann erfahren, dass die Zeit des Rokokos, in der er tief verwurzelt war, zu Ende ging. Die Kunst des Klassizismus wurde in Aschaffenburg schon früh spürbar und eingeführt.

Michelbach  Pfarrkirche St. Laurentius
1778 / 80  Hochaltar und Kanzel. Hier ist schon der Lern und Umstellungsprozess auf die neue Stilrichtung bemerkbar.

Mönchberg  Pfarrkirche
1780  2 Seitenaltäre

Seligenstadt  Pfarrkirche „Unserer lieben Frau“
1780  Hoffmann arbeitete auch in Holz. Er bekam 104 Gulden für 2 Statuen  St. Josef und St. Valentin

Sulzbach  Pfarrkirche St. Margaretha und Anna
1789  Entwurfsarbeiten, figürliche Darstellungen, 2 Seitenaltäre



Quellen : Heimatbuch Markt Hörstein, S. 47 ff, 1975, Ch. Grebener
Aschaffenburger Jahrbuch, Band 31, 2016
 Ortsfamilienbuch Lißberg, Alexander Kraft, 2017
 Dokumentation + Transkription der Lißberger Kirchenbücher,
 Alexander Kraft


 
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